Realistische Computergraphik aus Braunschweig

In Sachen Computergraphik mischt die Technische Universität Braunschweig (TU) international ganz vorn mit. Professor Marcus Magnor, Leiter des Instituts für Computergraphik, hat für seine Arbeiten einen Starting Grant des European […]

In Sachen Computergraphik mischt die Technische Universität Braunschweig (TU) international ganz vorn mit. Professor Marcus Magnor, Leiter des Instituts für Computergraphik, hat für seine Arbeiten einen Starting Grant des European Research Council (ERC) erhalten. Die Auszeichnung sichert die Arbeit an dem Forschungsprojekt „Reality CG“, das neue Algorithmen und Verfahren entwickeln soll, um die reale Welt noch natürlicher und einfacher im Computer abzubilden. Prof. Magnor und sein Team erhalten dafür in den nächsten fünf Jahren 1,5 Millionen Euro.

Mit dem ERC Starting Grant unterstützt die Europäische Union die besten und kreativsten jungen Wissenschaftler, um zukunftsweisende Gundlagenforschung zu entwickeln. So könnte das Projekt der Braunschweiger Computergraphiker den 3D-Film- und Computerspielemarkt grundlegend verändern.

Ein Blick auf die heutige Kino- und Videospiellandschaft verrät: Die Computergraphik ist heute soweit, dass natürlich erscheinende Szenen in Echtzeit berechnet werden können. Doch damit die digitalen Welten nicht künstlich wirken, sind die Algorithmen, die sich hinter den beeindruckenden Bildern verbergen, auf extrem detaillierte digitale Modelle angewiesen. So müssen zum Beispiel kleinste Unebenheiten oder Dreckspuren im Modell nachgebildet werden, damit es später realistisch aussieht.

Das ist der Grund, warum die Produktion von 3D-Filmen und Computerspielen so viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt: Die meisten digitalen Modelle werden von Hand am Computer erstellt. Der Film „Avatar“ verschlang zum Beispiel umgerechnet 30.000 Dollar pro Kinosekunde, um die fantastischen Welten realistisch wirken zu lassen.

Mit dem geförderten Projekt „Reality CG“ des Instituts für Computergraphik soll dieser Flaschenhals gelöst werden: Die Wissenschaftler wollen in Zukunft digitale Modelle direkt von natürlichen Szenen erzeugen. Dafür werden die gewünschten Einstellungen mit gewöhnlichen Videokameras gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Die Aufnahmen werden dann mit einem neuen Verfahren zur Videobearbeitung ähnlich wie mit Photoshop beliebig verändert. Im Anschluss können daraus völlig neue, fantastische, aber realistisch wirkende 3D-Welten erzeugt werden.

Auf diese Weise ist eine wesentlich kostengünstigere Produktion von 3D-Filmen und Computerspielen möglich. Zusätzlich ermöglicht diese Technologie interaktives 3D-Fernsehen, bei dem die Zuschauer selbst bestimmen, von welcher Blickposition sie auf die Szene schauen wollen. Während einer Fußballübertragung können sie sich dann beispielsweise hinter den Torwart oder neben den Stürmer stellen oder sich sogar auf den Ball setzen.