Beim Kauf aktueller HD-Receiver droht eine Fehlinvestition

RTL und VOX haben angekündigt, noch im Spätherbst 2009 über Satellit ihre Programme auch im hochauflösenden Format (HDTV) auszustrahlen. Und im August startet in Berlin die Leichtathletik-Weltmeisterschaft, die ARD und ZDF auch in HD-Qualität präsentieren werden. Da liegt bei vielen Haushalten mit Satellitenempfang und HD-Ready-Fernseher die Überlegung nahe, sich rasch einen HD-Sat-Receiver anzuschaffen. „Doch wer jetzt kauft, dem droht eine teure Fehlinvestition“, warnt die Verbraucherzentrale NRW.
Die beiden Privatsender wollen die neue ASTRA-Plattform HD+ nutzen sowie eine ebenfalls neue und umstrittene Datenschnittstelle namens CI+. Konsequenz für HD-Interessierte mit Satellitenempfang: Mit den HD-Sat-Receivern, die aktuell in den Geschäften stehen, werden sie keine Chance haben, auch die HD-Ausstrahlungen von RTL, Vox und zukünftig auch anderer Privatsender sehen zu können. Selbst wenn die Geräte über einen CI-Schacht verfügen. Deshalb rät Technikexperte Rolf Dahlmann von der Verbraucherzentrale NRW, „unbedingt die Entwicklung auf dem schnelllebigen Markt abzuwarten und derzeit keinen HD-Sat-Receiver zu kaufen“.

Schon 13 Millionen Fernseher in den hiesigen Haushalten vermögen HD-Bilder wieder zu geben. Allerdings haben sich bislang nur relativ wenige TV-Enthusiasten auch einen HD-fähigen Receiver zugelegt. Zur Zurückhaltung beigetragen haben die widersprüchlichen Botschaften aus der TV-Branche ebenso wie das bislang kärgliche Angebot von HD-Programmen. Allein die Spartensender ARTE HD und ANIXE HD sowie der Pay-TV-Anbieter Sky Deutschland (ehemals Premiere) strahlen bislang HD-Programme aus.

Aber die Verlockungen nehmen zu: ARD und ZDF werden ab Februar 2010, zum Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver, regelmäßig mit Sendungen im HD-Format beglücken. Schon im August und September, rund um die Leichtathletik-WM sowie zur Internationalen Funkausstellung, und in der Weihnachtszeit werden beide Anstalten vermehrt HD-Programme senden.

Für Irritationen sorgen nun RTL und Vox. Ihr Vorhaben, die Plattform HD+ der ASTRA Tochter APS zu nutzen und dabei auf die CI-Plus-Schnittstelle zu setzen, macht eine spezielle neue Receivergeneration erforderlich, die von APS lizenziert ist. Diese Geräte sind aber zurzeit noch gar nicht erhältlich und sollen erst im Herbst in den Handel kommen. Rolf Dahlmann empfiehlt deshalb, „die allgegenwärtige Werbung von Industrie, Handel und Sendern für HDTV zu überhören und den Kauf eines neuen HD-Sat-Receivers vorerst zurück zu stellen“.

Mit der CI-Plus-Technik können die TV-Sender den heimischen Umgang mit ihren Sendungen besser kontrollieren. Das kann den Zuschauern im Vergleich zum derzeitigen CI-System erhebliche Verschlechterungen bescheren. Denn mit CI+ bietet sich die Möglichkeit, beispielsweise wesentliche Funktionen eines modernen Festplattenrecorders beliebig zu sperren: So könnten die TV-Sender etwa festlegen, dass

  • eine Sendung überhaupt nicht aufgezeichnet werden kann („no copy“),
  • ein aufgenommener Spielfilm nach fünf Tagen automatisch gelöscht wird,
  • Werbeblöcke nicht schnell „vorgespult“ werden können („ad-skipping“),
  • eine zeitlich versetzte Wiedergabe („timeshift“) unmöglich gemacht wird.

Die Verbraucherzentrale NRW lehnt die HD-Planung der werbefinanzierten Privatsender und von APS/ASTRA wegen der zuschauerunfreundlichen Eigenschaften von CI+ ab. „Die Einführung dieser neuen Schnittstellentechnik steht für eine Entwicklung, die an den Interessen des Verbrauchers vorbei geht“, kritisiert Rolf Dahlmann.

Ob und wann andere Privatsender in die Übertragung via HD+-Plattform und CI-Plus-Technik einsteigen, steht noch nicht fest. Offen ist auch, wann Kabelkunden die Programme von RTL, Vox, SAT1 und Pro7 in HD-Qualität werden sehen können.

➜ Details zu den HD+/CI-Plus-Planungen bei ASTRA finden Sie hier.
➜ Weitere Informationen zur HDTV-Einführung in Deutschland sowie zur digitalen Medientechnik bietet unser Medienkompass.