Der offen Brief eines Telekom Mitarbeiters

Ich bin mir jedoch (leider) ziemlich sicher, dass das gar nicht ihr Ziel ist, dass alle ihre schönen Sprüche nur Worthülsen sind, um die Ausgliederung vorantreiben zu können und dass sie für sinnvolle Vorschläge gar nicht offen sind, da sie die nächsten und übernächsten Schritte schon in der Schublade haben und auch, dass sie niemals einmal getroffene Entscheidungen überdenken oder gar rückgängig machen wollen oder können. Sie hören lieber auf externe Berater wie z.B. McKinsey, die nicht das geringste Interesse an der Telekom haben und jeder Firma den gleichen Mix aus Zerteilung und Personalabbau überstülpen und immer wieder frustrierte und arbeitslose Mitarbeiter hinterlassen. Wenn das also so ist, dann haben sie wenigstens den Mut, mit offenen Karten zu spielen. Verkaufen sie uns nicht weiter für dumm und stehen wenigstens, so lange sie noch unsere Firma leiten, in der Öffentlichkeit hinter uns Beschäftigten, und treten sie bitte nicht auch noch mit Füßen nach uns. Als Vorstand und Führungsmannschaft dieses Unternehmens haben sie nicht nur eine Verantwortung gegenüber den Aktionären (der sie mit ihren angekündigten, kontraproduktiven Maßnahmen auch nicht nachkommen) sondern auch eine soziale Verantwortung uns Mitarbeitern gegenüber! Wir Mitarbeiter sind das Unternehmen! Wir haben den Zustand der Telekom nicht zu verantworten. Uns darf man nicht eiskalt in den beruflichen, sozialen und finanziellen Abgrund treiben, dass verbietet das soziale Gewissen! Ich befürchte aber, dass dieser Appell bei ihnen und erst recht bei McKinsey verhallt.

Wundern sie sich aber nicht, wenn sie, nachdem sie das immer schneller sinkende Schiff Telekom – wie ihre Vorgänger sicherlich mit einer großzügigen Abfindung für ihre hervorragenden Verdienste für die Telekom – verlassen haben, beim Blick in den Spiegel eine Heuschrecke sehen.

Ich könnte noch lange so weiterschreiben, da mir noch viel am Herzen liegt, doch ich möchte diesen Brief nicht mit bösen Worten beenden. Deshalb biete ich ihnen zum Schluss noch einmal meine/unsere Unterstützung bei der Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen an. Nutzen sie unsere Kompetenz und unseren Überlebenswillen, um uns am Mark wieder zu etablieren, wir haben daran ein weitaus größeres Interesse als sie, da auf uns keine neuen Vorstands- oder Aufsichtsratsposten, sondern Existenz bedrohende Niedriglöhne und/oder Arbeitslosigkeit warten.

Und hier die Antwort von René Obermann:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

über die neue Strategie und die daraus abgeleiteten Maßnahmen wurde in den vergangenen Wochen sehr intensiv diskutiert. Nicht zuletzt macht sich das bemerkbar in den zahlreichen kritischen Mails, die meine Vorstandskollegen und ich erhalten haben. Im Moment wird sehr heftig über einen Brief diskutiert, der von einem T-Com Mitarbeiter aus Berlin verfasst und öffentlich gemacht wurde. Vielfach geht es in diesen Äußerungen nicht nur um Sachargumente oder um Fakten, sondern darum, der Verärgerung über die geplanten Veränderungen Luft zu machen. Mir ist es wichtig, dass Sie meine Sicht der Dinge kennen.

Eines vorweg: Kritik ist stets willkommen und sei sie noch so kontrovers. Vor der Beleidigungsgrenze sollten wir aber halt machen. Diese Grenze wurde in den jüngsten Briefen mehrfach überschritten. Lassen Sie uns fair miteinander umgehen, auf einer sachlichen Ebene und vor allem intern diskutieren. Auch in den kommenden Wochen wird der Vorstand sich vor Ort der Diskussion mit Ihnen stellen.

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